Erläuterungen zur Verlegung des Leimersdorfer Baches in den natürlichen Bereich der ehemaligen Bachaue und Renaturierung der Bachaue zwischen Grafschaft-Nierendorf und der Straßenkreuzung „Deutsches Eck“
Projektbeteiligte:
- Gemeinde Grafschaft (federführend für die Auenrenaturierung)
- Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler
- Landesbetrieb Mobilität Cochem-Koblenz (federführend für den Ausbau der Landstraße 80 (L80); Parallele eigenständige Maßnahme)
- Kreisverwaltung Ahrweiler (Genehmigungsbehörde Plangenehmigungsverfahren)
- Struktur- und Dienstleistungsdirektion Nord (wasserwirtschaftliche Begleitung und Beratung)

Insgesamt ist vorgesehen, die geplante Maßnahme als Gemeinschaftsmaßnahme der Kommunen, der Wasserwirtschaftsverwaltung sowie der Straßenbauverwaltung in Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Naturschutzbehörden und Naturschutzverbänden zu planen und durchzuführen.
Veranlassung
Am 04.06.2016 ereignete sich im Bereich der Ortslagen Leimersdorf-Birresdorf-Nierendorf ein Starkregenereignis, welches zum Überlaufen des Hochwasserrückhaltebeckens oberhalb der Ortslage Nierendorf und in der Folge zu einem Hochwasserereignis in den Ortslagen Nierendorf auf dem Gebiet der Gemeinde Grafschaft sowie den Stadtteilen Gimmigen und Heppingen auf dem Gebiet der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, führte.
Die Renaturierung des Leimersdorfer Baches ist nicht nur für die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen nach den Starkregenereignissen 2016 in Verbindung mit den Ereignissen aus 2013 und 2010, sondern auch zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL-EG) notwendig.
Im Bereich der Ortslage Nierendorf wurden seitdem erhebliche Aufwendungen zur Profilerweiterung und Renaturierung der Uferrandzonen betrieben. Weiterhin musste das Gerinne der Notentlastung des Hochwasserrückhaltebeckens Nierendorf umgebaut und erneuert werden und Profilierungen im Bereich der vorhandenen landwirtschaftlichen Wege zur Schaffung von Notwasserwegen durchgeführt werden. Innerhalb der Ortslage Nierendorf sind die Querschnittserweiterungen und der Ausbau der Brückenstraße als Notwasserweg zur Reduzierung von Überschwemmungen abgeschlossen.
Im Bereich der Ortslage „Niedernierendorf“ waren bisher keine sinnvollen Maßnahmen möglich. Hier ist es erforderlich, den derzeitigen Bachlauf durch langsame, gezielte Rückführung in den Bereich der Bachaue zu führen. Im Zuge einer solchen Maßnahme ist es möglich, durch gezielte Abgrabungen den ehemals vorhandenen Bereich der Bachaue wiederherzustellen und darüber hinaus ein weiteres Retentionsvolumen von ca. 44.000³einzurichten, welches die Dynamik des Baches, gerade in Hochwasserphasen, enorm verringert. Die Pläne hierzu beruhen auf einer Tranchot-Karte, welche das Gebiet der alten Bachaue des Nierendorfer Baches gut darstellt.
Seit längerer Zeit wird durch den Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz im betreffenden Bereich der Ausbau der L80, von der Ortslage Nierendorf bis zum Deutschen Eck, geplant. Durch die Nutzung des Aushubs aus dem geplanten Auengebiet als Dammschüttung können Synergien genutzt und nachhaltig und umweltschonender gebaut werden.
Planung:
Übersichtsplan Auenrenaturierung Niedernierendorf bis „deutsches Eck“
Vorgesehen ist die Rückverlegung des Baulaufes in den Bereich der ehemaligen Bachaue. Das Querungsbauwerk der L80 mit dem Leimersdorfer Bach oberhalb des Deutschen Eck wird erneuert. Hierbei wird die Durchgängigkeit der Gewässersohle wiederhergestellt.
Vom neuen Querungsbauwerk aus in Richtung Risch-Mühle soll am vorhandenen Bachlauf die Ufereinfassung entfernt werden, sodass eine natürliche Entwicklung und Ausbreitung ermöglicht wird. Auf dem angrenzenden Gelände, welches derzeit landwirtschaftlich genutzt wird, sollen die Aufschüttungen entfernt werden und eine Geländeprofilierung so erfolgen, dass ein Überschwemmen der Flächen bereits bei kleineren Hochwasserereignissen möglich wird. In diesem Bereich können zusätzliche Vertiefungen in der Profilierung angelegt werden, sodass bei zurückgehendem Hochwasser Stauwasserbereiche entstehen.
Im Bereich der Straße und des geplanten Radweges wird eine ergänzende Dammschüttung zur Aufnahme der Radwegeflächen hergestellt. Die Dammschüttung soll mit dem aus dem Aushub der Aue gewonnenen Material ausgeführt werden. Für die Herstellung der Dammschüttung wird das Material mit einer qualifizierten Bodenverbesserung (Kalk-Zement-Stabilisation) aufbereitet.
In enger Zusammenarbeit und zeitlicher Abstimmung zwischen den Projektbeteiligten soll der Straßenbau, der Radwegebau und die Erneuerung des Brückenbauwerkes L 80 / Deutsche Eck (Nierendorfbrücke) realisiert werden.
Nach Erteilung der Wasserrechtlichen Genehmigung am 05. Mai 2020
konnten im Februar 2021 die Rodungen durchgeführt werden. Die Förderungen im
Fachverfahren MIP-Förderung (Zuwendung für wasserwirtschaftliche Maßnahmen
Rheinland-Pfalz) sowie die zusätzliche Förderung durch die Stiftung Natur und
Umwelt Rheinland-Pfalz wurden fristgerecht beantragt. Beide Förderungen wurden
bewilligt.
Bauzeit und Realisierung
Die Bauzeit für die Durchführung der Arbeiten (ohne Straßenbau) wird derzeit mit rd. 12 bis 15 Monate abgeschätzt. Im Bereich der wasserbaulichen Arbeiten sind die Witterungseinflüsse zu berücksichtigen. Derzeit wird jedoch davon ausgegangen, dass aufgrund der Plangebietsgröße keine Unterbrechungen der Arbeiten zu befürchten sind. Durch die Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler 2021, bei der durch das vorangegangene Starkregenereignis auch 5 Ortschaften im Gemeindegebiet stark betroffen waren, sowie die nachfolgenden Wiederaufbaumaßnahmen, musste der Ausführungsbeginn auf Sommer 2023 geschoben werden. Die Realisierung der Verlegung des Leimersdorfer Baches in den natürlichen Bereich der ehemaligen Bachaue und Renaturierung der Bachaue zwischen Grafschaft-Nierendorf und der Straßenkreuzung „Deutsches Eck“ soll aber bis Sommer 2024 erfolgt sein.
Kosten
Für die geplante Wiederherstellung und Renaturierung der Bachaue werden die Kosten derzeit mit Gesamtbaukosten in Höhe von rd. 3,610 Mio. € geschätzt. Inhalt dieses Baukostenansatzes sind anteilige Kosten, welche dem Straßen- und Radwegebau zuzurechnen sind in Höhe von rd. 470 T. €.
Den Baukosten sind noch die Nebenkosten sowie die erforderlichen Ingenieurleistungen, Planungsleistungen und gutachterlichen Leistungen hinzuzurechnen, sodass derzeit von Projektkosten in Höhe von rd. 4,1 Mio. € ausgegangen werden muss.
Förderung
Förderung Aktion Blau Plus 75 % (= rd. 3,1 Mio. € /AHK 4,1 Mio.€)
Bauphase 1 :Förderungsbetrag von rd. 1,837 Mio.€
Bauphase 2: Förderungsbetrag von rd. 1.297 Mio.€
Förderung Stiftung Natur und Umwelt: 86 T.€
Gesamtfördersumme: 3.220 Mio €
Baubüro
Zur besseren Koordinierung der gemeinsamen Baumaßnahme Auenrenaturierung und Ausbau der L80 von Niedernierendorf zum deutschen Eck wurde beschlossen, ein gemeinsames Baubüro einzurichten. Dieses wird von allen an der Bauphase hauptbeteiligten Akteuren genutzt werden. Das Baubüro soll ebenfalls als zentrale Anlaufstelle für Bürgeranfragen zur Baumaßnahme genutzt werden. Dies soll durch Jour-fixe-Termine (regelmäßige Baubesprechungen mit Öffentlichkeitsbeteiligung ) sowie Bürgerinformationsveranstaltung bzw. Bürgersprechstunden realisiert werden.
Die Einrichtung ist bereits erfolgt. Die Besetzung des Baubüros erfolgt zum Ausführungsbeginn. Weitere Informationen folgen…